Das Hochhaus N10 bildet den nördlichen Hochpunkt des Quartiers Schwabinger Tor und wirkt als einprägsames Stadtzeichen entlang der Leopoldstraße. Der Entwurf bezieht seine ruhige, fast archaische Wirkung aus der Reduktion der architektonischen Mittel auf die Reliefwirkung der Natursteinfassade des Gebäudes. Durch die verdeckte Anordnung der glashaltenden Fensterrahmen sind ausschließlich die Materialien Glas und Stein sichtbar, welche sich in großformatigen Elementen zur Fläche fügen. Die tief eingeschnittenen Fensterleibungen verlaufen angeschrägt jeweils zur rechten oder linken Seite und erzeugen dadurch ein rhythmisiertes Fassadenrelief, dessen plastische Wirkung man mit der Bossierung einer Renaissance-Fassadevergleichen könnte. Vom ruhigen und gleichmäßigen Sockel zieht sich die steinerne Hülle – akzentuiert durch die versetzt angeordneten Freiflächen – in Richtung Himmel. Aufgrund der unregelmäßig eingeschnittenen Loggien und der ausgesprochenen Tiefenwirkung der Fassade erscheint das Gebäude trotz gleichmäßiger Rasterung beweglich und erhält je nach Sonnenstand eine neue Gestalt.
Als Fassadenmaterial wurde ein hellbeiger, feinporiger Naturstein gewählt. Der Travertin verleiht dem Haus ein hochwertiges Erscheinungsbild und vermittelt zugleich einen Anschluss an die Bautradition Münchens. Die helle Steinfassade nimmt auf diese Weise die Farbgestaltung der Leopoldstraße auf – etwa die Farben von Friedrich von Gärtners St. Ludwigs Kirche. Die natürliche Farbchangierung der Fassade führt zu einer Lebendigkeit, die durch den speziellen Schliff verstärkt wird: Die gerade Steinseite ist feingeschliffen, während die abgeschrägte tellergestrahlte Seite etwas dunkler erscheint und eine gröbere Textur aufweist.
Im Erdgeschoss sind gastronomische Nutzungen angesiedelt. Die 1.–3. Etage dient der Büronutzung, ab der 4. Etageziehen sich Wohnungen mit Loggien bis zum obersten Geschoss, in dem großzügige Dachwohnungen untergebracht sind. Individuelle Zugänge führen zu den privaten Dachterrassen, die einen Panoramablick über München bieten.
Insgesamt entstehen im neuen Wohn-und Bürohaus 120 Arbeitsplätze und 40 Wohnungen. Im Inneren des Gebäudes bildet die großzügige Empfangshalle den repräsentativen Auftakt. Der Boden in den öffentlichen Nutzungsflächen ist aus einem hellbeigen Betonwerkstein, die zentralen Innenwände der Aufzüge sind mit Holzpaneelen aus Red Cherry verkleidet.
Entlang der mondänen Leopoldstraße versammeln sich bedeutende städtebauliche Monumente Münchens: Das Siegestor, die Münchner Freiheit, aber auch die Kunstakademie und der „Walking Man" von Jonathan Borofsky. Nördlich der Münchner Freiheit entwickelte die Jost Hurler Unternehmensgruppe das neue Quartier Schwabinger Tor als urbanen Auftakt zur Münchner Innenstadt, der zugleich als eigenständiger Stadtteil funktioniert. Unter dem Leitthema „Talente. Teilen. Toleranz." greift das Stadtquartier viele Aspekte der Sharing Economy auf. Hier wird gewohnt, gearbeitet, eingekauft und ausgegangen. Durch die leichte Versetzung der neun Gebäude entstehen Freiflächen, die als kleine Gassen und Plätze das Areal durchziehen und vom Weiterdenken der historischen Stadt zeugen. Sie verbinden als autofreie Zonen die urbane, geschäftige Leopoldstraße mit der ruhigen BerlinerStraße im Osten des Stadtquartiers.
Derzeit werden im Quartier Schwabinger Tor noch drei weitere Gebäude Max Dudlers umgesetzt. In den kommenden zwei Jahren entwickelt sich hier zusammen mit dem soeben in Betrieb genommenen Hochpunkt Nord ein Ensemble, das stabilisierend und zugleich impulsgebend auf das neue Quartier wirkt.