Die Geschichte des Neubaus für die Tafel Duisburg ist geprägt von vielen Herausforderungen. Ein Brand im Jahr 2018 hatte die ursprünglichen Räumlichkeiten vollständig zerstört. Aus der Beratung nach dem Brand entwickelte sich eine intensive Zusammenarbeit auch mit der Steuerung der Kosten.
Die Tafeln sind elementarer Baustein der heutigen Städte. Meist untergebracht in Behelfsbauten sind wir einen innovativeren Weg gegangen. Rund 4.800 Duisburger*innen nutzen die vielfältigen Angebote der Einrichtung – Tendenz steigend. Das neue Gebäude soll daher ein sicherer und attraktiver Ort werden, der den Besuchenden die verdiente Geborgenheit bietet.
Die Standortsuche gestaltete sich schwierig, da Nachbarn häufig ablehnend reagierten. Pandemie, steigende Holzpreise und gestörte Lieferketten verschärften die Situation zusätzlich. Zwischenzeitlich schien es, als wäre der Bau unter den gegebenen Umständen nicht umsetzbar; schließlich finanziert sich die Tafel nur durch Spendengelder.
Entwurf:
Das Projekt vereint Funktionalität, soziales Feingefühl und nachhaltige Planung mit einer flexibel nutzbaren Struktur, die gezielt auf die Bedürfnisse der Gäste ausgerichtet ist. Robustheit, Einfachheit, Wirtschaftlichkeit und Energieeffizienz blieben stets im Mittelpunkt, während sich die äußeren Rahmenbedingungen und Anforderungen kontinuierlich wandelten.
Das straßenseitige Abrücken ins Grüne und der zusätzliche rückseitige Zugang schaffen die Privatsphäre, die vielen Gästen wichtig ist, um sich wohlzufühlen. Der zurückspringende Eingangsbereich am grünen Vorplatz führt ins barrierefreie Gebäude. Das Herzstück ist der großzügige Speisesaal mit offener Essensausgabe für den allseitz beliebten Mittagstisch. Die Büro- und WC-Räume sind über den zentralen Flur erreichbar, ebenso der Duschraum – für Gäste ohne Wohnsitz ein wesentliches Angebot.
Holz wurde aufgrund seiner ökologischen Bilanz, kurzen Bauzeit und warmen Textur als Hauptmaterial gewählt, wobei die Holzrahmenwände und Massivholzdecken werkseitig vorgefertigt wurden.
Bauweise:
Vorgefertigte Holzrahmenbauwänden inklusive der erforderlichen Einbauten wie z.B. Fenster und Steckdosen wurden in einer Werkshalle vorgefertigt. Dort wurden auch die Stapelholzdecken vorproduziert. Durch die intensive Planung und dem hohen Maß an Vorfertigung konnte die Bauzeit vor Ort verkürzt werden und die Beeinträchtigung durch die Baumaßnahme minimiert werden. Die Wände und Decken wurden an der Baustelle mit Hilfe eines Krans gesetzt und nach 80 Stunden stand die komplette Außenhülle. Die Verwendung von unbehandelten OSB-Platten im Innenraum an den Wänden und nicht behandelten Decken folgt dem Prinzip des sortenreinen Bauens. Dadurch und durch den Verzicht von abgehängten Decken konnte auch die Ausbauzeit verkürzt werden. Im Speisesaal, dem großen Aufenthaltsraum der Tafel, sorgen abgehängte Holzfaserleichtbauplatten für einen angenehmen Schallschutz.
Zwischen Spatenstich und der feierlichen Eröffnung lagen nur 10 Monate Bauzeit – ein tolles Ergebnis nach der langen Planungsphase.
Zukunftsfähigkeit:
Eine kompakte Grundrissplanung mit optimiertem AV-Verhältnis minimiert die Außenflächen des Baukörpers und reduziert so Wärmeverluste. Passive solare Gewinne entstehen durch große Südfenster, während kleine Nordfenster den Wärmeverlust reduzieren. Die Energieversorgung basiert auf einer effizienten Luft-Wasser-Wärmepumpe und auf einer PV-Anlage mit 40 Modulen auf 80 m², die einen Teil des benötigten Stroms aus erneuerbaren Energien bereitstellt und zur Versorgung der Kühlräume beiträgt. Die Dachbegrünung wirkt als natürliche Isolation und unterstützt Biodiversität sowie Regenwassermanagement.
Die Holzbauweise, die dem Prinzip des sortenreinen Bauens folgt, weist im Vergleich zu konventionellen Bauweisen geringere Treibhausgasemissionen auf, wie die Lebenszyklusanalyse zeigt. Der hohe Holzanteil bindet Kohlenstoff und kompensiert in Teilen die CO2-Emissionen von Bodenplatte und TGA. Die gewählte Baukonstruktion spart rund 75 % der grauen Emissionen im Vergleich zur klassischen Bauweise.
Soziale Architektur:
Den Gästen der Tafel kann mit dem Gebäude nun wieder an einem zentralen Ort sowohl Unterstützung, als auch Beratung offeriert werden und setzt Maßstäbe für den Neubau von nachhaltigen sozialen Einrichtungen in Holzbauweise. Durch aktuellste konstruktive & energetische Konzepte, Teamwork mit Fachplanenden, sortenreines Bauen und lokale Vorfertigung kann kostengünstig & zeitsparend gebaut werden. Nur durch Spenden finanziert zeigt der Neubau, wie die Zukunft sozialer Einrichtungen aussehen kann - qualitätvolle Räume für alle.