Heute steht ein Kulturzentrum aus zwei Ziegel-Beton-Kuben und einer luftigen Bambuskonstruktion in Chamanga – realisiert von den Studierenden der HM in nur fünf Wochen Bauzeit. Dabei galt es, den bereits in der 1.Bauphase von den Studierenden der PSU erbauten ersten Ziegel-Beton-Kubus in ein ganzheitliches Gebäudekonzept zu integrieren und den Raumplan in enger Abstimmung mit den Nutzern zu entwickeln.
Es gelang, ein erdbebensicheres, nachhaltiges und mit lokalen Ressourcen errichtetes Haus innerhalb des Kosten- und Zeitrahmens den Nutzern zu übergeben. Durch die Baumaterialien Bambus, Lehm und Holz wurde mit ihren konstruktiven, gestalterischen aber auch bauphysikalischen Eigenschaften ein architektonisch anspruchsvolles Gebäude mit gutem Raumklima und angenehmer Atmosphäre geschaffen. Die Ansprüche an das Gebäude wurden mit den Bauherren in partizipativen Workshops vor Ort mit den Kontaktarchitekten entwickelt und in diskursiven Verfahren als architektonisches Konzept ausgeformt.
Die zwei massiven Kuben im Erdgeschoss sind nach außen zu den angrenzenden Gebäuden in der Nachbarschaft geschlossen, werden jedoch von der Vorder- und Rückseite durch eine perforierte Ziegelwand belichtet und belüftet. In diesen Baukörpern befinden sich Übungsräume und das abgeschlossene Tonstudio. Die massive Bauweise und das Tor im Erdgeschoss schützen das Gebäude vor Einbrüchen. Zwischen den beiden Baukörpern liegt ein überdachter zweigeschossige Halle, die als Entré, Bühne und Auditorium genutzt wird. Das Gebäude öffnet sich mit einem großen Falt-Portal zum Straßenraum, der bei großen Veranstaltungen mit einbezogen werden kann.
Der Raum ist an seiner Rückseite durch eine Holz-Lehm-Bambuswand geschlossen, die im Obergeschoss mit einer ornamentalen Wand aus geschnittenen Bambusrohren einen licht- und luftdurchlässigen aber regenabweisenden Abschluss bekommt. Den Kontrast zu dem introvertierten Sockel bildet die luftige Bambuskonstruktion mit Pultdach im Obergeschoss. Dies ermöglicht die für das tropische Klima notwendige kontinuierliche Belüftung der nutzungsoffenen Räume. Sie werden durch eine inszenierte Brücke, die über den Bühnenbereich verläuft, verbunden. Der Boden ist hier durch massive Balken und einer Dielendeckung mit Holz aus dem Anbau eines eines lokalen Holz-Kollektivs, unter andere, mit Teak konstruiert.
Die Fassaden sind mit luftdurchlässigen Bambusplatten, der ornamentalen Ringstruktur und Klappläden gestaltet, die an die Tragstruktur aus Holz und Bambus angebracht sind. Das Dach, gedeckt mit Platten aus recycelten Tetra-Paks hat eine Tragstruktur aus Bambusrohren, die als auffallende Stützenbündel in der Halle auf Betonsockel, die gleichzeitig als Sitzbänke dienen, witterungsbedingt aufgeständert sind. Große Dachüberstände schützen die Fassade vor dem tropischen Regen. Der Boden des Erdgeschosses erhielt innerhalb der Kuben einen Zementestrich, in der Halle einen Belag aus lokalen Ziegeln.
Die beiden Geschosse sind mit einer als Sitzbank benutzbaren Treppe verbunden. Besondere Elemente sind die Trenntoiletten, die auf Grund der prekären lokalen Zu- und Abwassersituation für das Gebäude entwickelt wurden. Das Waschbecken wird durch einen Tank mit Wasser gespeist, der das Regenwasser des Daches auffängt.
Der Bauherr, die Organisation „Opción Más“ (eine Option Mehr) bietet seit dem Tag nach der Eröffnung Kurse an. Er ermöglicht in dem Gebäude soziales Leben, nutzt die Räume für Weiterbildung und Kulturarbeit, die Bühne für Veranstaltungen und das Audiostudio für Workshops und Tonaufnahmen. Das Gebäude übertrifft ihre Erwartungen. Täglich stehen Kinder schon vor der Öffnungszeit vor dem Portal und warten, sie verbringen hier ihre Zeit in einem geschützten Raum, den sie sonst in dem Ort nicht finden. Trotz anfänglicher Bedenken haben die Nutzer das ihnen unbekannte Toilettensystem sehr positiv aufgenommen.
Für die Studierenden bedeuteten diese fremde Welt, die neue Baumaterialien und das ungewohnte Klima eine Herausforderung, aber auch neue Begegnungen, Kenntnisse und konkrete Berufserfahrung.