In den sehr tiefen Grundkörper der Fabrik wurde weiterhin ein Hof (Patio) eingeschnitten, um eine größere Fassadenfläche und eine gute Belichtung für die Wohnungen zu schaffen. Das Patio dient heute als Treffpunkt mit angrenzendem Gemeinschaftsraum.
Die Enge des Grundstücks wird durch einen großzügigen Dachgarten kompensiert. Dieser enthält gemeinschaftliche sowie private Bereiche zu anliegenden Wohnungen und wurde mit großen Holzdecks und intensiver Dachbegrünung umgesetzt.
Die massive Außenfassade der alten Tabakfabrik wurde erhalten und mit einem Schlemmputz baulich gesichert. Viele Teile des Bestandes, wie Fenster, Türen, Dielen oder Geländer wurden aufgearbeitet und wieder eingesetzt.
Schaltbare Räume „Kalträume“ – „atmende“ Grundrisse
Die zwischen der Bestandsfassade und dem implantierten Neubau entstehenden Räume sind aus der Klimahülle des Neubaus ausgelagert. So entstehen Kalträume, wie z.B.: Sommerküche, Wintergarten, Vorgarten, Außendusche, ein im Sommer erweiterbarer Wohnraum oder auch Räume für Hauswirtschaftsaufgaben, wie Abstellraum, Wäschebereiche oder eine Werkstatt. Diese Räume sind als „Kalträume“ im Projekt beschrieben und flexibilisieren damit den klassischen Wohnraum so stark, dass man von atmenden Wohnungsgrundrissen sprechen kann.
Baugruppe
Die Baugruppe ist im Bauprozess zu einer starken sozialen Gemeinschaft zusammen gewachsen welche auf verschiedenen Ebenen füreinander einsteht (Kinderbetreuung, Übernahme gemeinschaftlicher Aufgaben, Finanzierung...). Sie vereint eine große Heterogenität an Altersstrukturen und Lebenskonzepten (mehrere Familien, gleichgeschlechtliche Paare und alleinstehende Rentner). Entsprechend sind die Wohnungen mit Größen von 43qm -207qm sehr individuell angepasst. Fast alle Wohnungen sind barrierefrei; organisiert und ausgebaut sind sie sehr individuell. Die Mitglieder der Gruppe bringen ihre Fähigkeiten und Kenntnisse in den gesamten Entstehungsprozess ein.
Gemeinschaftliche Bereiche
Die vielfältigen Ansprüche spiegeln sich auch in den unterschiedlichen Gemeinschaftsflächen (Außenraum, Gemeinschaftsraum mit Küche, Gästewohung, Dachterasse) wieder, welche in einem anhaltenden Prozess zu großen Teilen durch die Gruppe in Eigenleistung gestaltet und umgesetzt wurden.
Nachhaltigkeit
Die eingebaute Pelletsheizung stellt eine CO2-neutrale Energiequelle dar. Die Masse der gemauerten Außenfassade der alten Tabakabrik fungiert als thermischer Speicher und bietet Schutz vor sommerlicher Erwärmung. Das anfallende Regenwasser wird vollständig auf dem eigenen Grundstück gehalten.