Bei der europaweiten Auslobung des Wettbewerbs handelte es sich um ein modellhaftes Verfahren zur Qualifizierung von Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen. Ausloberin des Wettbewerbs – im Auftrag des Freistaates Thüringen – war die DEGES Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH in Kooperation mit der IBA Thüringen. 2017 erhielt die Shell Deutschland GmbH den Zuschlag als Konzessionsnehmer der Tank- und Rastanlage. Shell setzte den Siegerentwurf des interdisziplinären Planungswettbewerbs und die Empfehlungen der IBA Thüringen um. Der Bund und das Land Thüringen komplettierten das Projekt durch die Herstellung der prämierten Außenanlagen.
Angestrebt wurde eine neue Interpretation verkehrlicher Infrastruktur und zukünftigen Reisens, die die Lagegunst am Fürstenhügel, die Besonderheiten von Topografie und Landschaft mit der tradierten Rastfunktion zusammenführt und über zeitgemäße Architektur, Landschaftsarchitektur und ein innovatives Kommunikationskonzept vermittelt. Ein Ziel des Wettbewerbs war es, den Leubinger Fürstenhügel überzeugend in das Gesamtkonzept der Anlage einzubinden. Unter Berücksichtigung der verkehrlichen, landschaftlichen und touristischen Rahmenbedingungen ist ein markanter Ort entstanden, der im Verkehrsfluss der Autobahn den kurzen Halt bedient, aber auch Möglichkeiten zum Verweilen, für Ein- und Ausblicke sowie Verbindungen in die umgebende Region eröffnet.
Neubau und Landschaftsarchitektur sind geprägt durch eine zurückhaltende Ästhetik. Einerseits, um den Reisenden eine Atmosphäre der Ruhe und des Rastens zu bieten. Andererseits, um sich gegenüber dem Fürstenhügel, dem Protagonisten an diesem Ort, zurückzunehmen. Gleichzeitig werden die Besucher*innen zum Verweilen ermuntert – um etwa in der Ausstellung mehr über die Geschichte der Region zu erfahren oder die Ausblicke in die Umgebung zu genießen. Entsprechend setzt auch der Lehrpfad, der vom Gebäude zum Hügel führt, die Ausstellung im Außen fort und verbindet so Architektur und Landschaft. Der als Zeitschiene inszenierte Pfad führt entlang historischer Ereignisse und archäologischer Funde bis zur Errichtung des Grabes zurück und fasst das Realexponat schließlich mit einer kreisförmigen Wegestruktur ein.
Das Gebäude wurde als langgestreckter, aus zwei Flügeln bestehender Winkel angelegt, der sich sanft in die flachwellige Hügellandschaft einfügt. Als wesentliche Inspirationsquelle diente ein weiterer archäologischer Fund in einer nahegelegenen Gemeinde – ein ebenfalls aus der Bronzezeit stammendes Langhaus. Während der geschlossene Gebäudeteil alle Funktionsbereiche der Raststätte sowie den Ausstellungsraum aufnimmt, überdacht der zweite, orthogonal zur Fahrbahn ausgerichtete Flügel die Tankanlage. Die Einfahrt zum Gelände wird somit durch ein großes, stützenfreies Dach markiert, das den ersten Blick auf den Grabhügel umrahmt. Als verbindendes Element der beiden Gebäudeteile dient das mehrfach gefaltete Dach, das sich von der Tankanlage aus langsam ansteigend zur Firstlinie des Langhauses entwickelt. Für die Gebäudehülle kam eine schlichte Aluminiumhaut zum Einsatz, die den ruhigen Gesamteindruck des Bauwerks unterstreicht. Durch ihre unregelmäßige Kantung entsteht zudem eine feingliedrige, vertikale Struktur mit dezentem Schattenspiel.