Die 1970 erbaute, vom Architekten Hans Haas geplante, Schule für geistig Behinderte war - hinter Tannen im Wald verborgen - für die nicht Eingeweihten im Schulzentrum der Kreisstadt Wiesloch kaum auffindbar.
Die teils schwerstmehrfachbehinderten Schüler dieser Sonderschule waren gezwungen die Schule ein Geschoss unterhalb der Parkstrasse zu betreten. Ein vor Jahren aus der Not heraus geborener und in die Halle "gestemmter" Aufzug schuf wenigstens eine barrierefreie Verbindung der Halle. Eine Lösung der schwierigen Situation im Fall eines Brandes indes blieb ungelöst.
Die kleine mehrfach genutzte Sporthalle (Bewegung und Mensa) war nur über das Freigelände erreichbar, das Raumangebot insbesondere der Klassen selbst war stark defizitär. Mit diesen Schwierigkeiten und dem dringende Sanierungsbedarf der Konstruktion wandte sich die Lebenshilfe als Träger der Einrichtung an die Architekten mit minimalem Budget Abhilfe zu schaffen.
Die anschließenden Untersuchungen wurden Lösungsmöglichkeiten zur Bewältigung der Problemstellung erarbeitet und mit der Schule am Modell diskutiert. Auch die großen Qualitäten des Bestands - insbesondere der Schulhalle und der Lage in der Waldlichtung - fanden - vordergründig von der schadhaften Architektur verstellt - zurück ins Bewusstsein der Nutzer und Betreiber. Der Erhalt dieser qualitätvollen Architektur war letztlich durch Erweiterung der Klassenzimmer um die Balkone und durch Aufstockung der Nebenräume Sporthalle im Obergeschoss sowie den Anbau der Werkstatträume als Verbindung im Erdgeschoss zwischen Spothalle und Schulgebäude möglich.
Der doppelte Brückenschlag
Das Konzept stellt zwei senkrecht zueinander stehende Verbindungen her. Die Ankunftsebene wird ins Obergeschoss gelegt. Die morgens mit Bussen zur Schule kommenden Schüler erreichen über eine Brücke direkt diese Ebene auf der der Morgenkreis stattfindet und die einzelnen Klassen liegen. Sonderklassen und Freigelände sind unverändert über die Schulhalle mit Treppe und Aufzug angebunden. Die Kunststoffoberlichter der Halle wurden durch eine Glaskonstruktion ersetzt. Die Halle ist die Lichtung in der Mitte des Hauses.
Die Erweiterung der Klassen (Obergeschoss) und der Werkstattflächen wird als Verbindung der bestehenden Sporthalle und des Schulhauses angelegt. Alle Bereiche sind barrierefrei innerhalb der Gebäudehülle erreichbar. Die Sporthalle bleibt für Vereine in den Abendstunden separat nutzbar.
Präsenz - Transparenz
Mit der Klärung der Eingangssituation und dem Freilegen der Baukörper zur Parkstrasse ist die Tom Mutters Schule selbstbewusst Teil der vielfältigen Schulformen im Schulzentrum. Die Durchlässigkeit zwischen den Baukörpern bewahrt die charakteristischen Bezüge in den Wald und die der Übersichtlichkeit dienende Teilung der Baukörper.