Umbau Elternhaus zum Drei-Generationen Haus

In einem Haus mit der Schwiegermutter? Was früher normal war, wird heute nur noch wenig gelebt. Eine junge Familie im niederbayerischen Pocking hat sich entschlossen mit dem Architekt Florian Schätz das Elternhaus der Bauherrin umzubauen, energetisch zu sanieren und mit der Großmutter unter einem Dach und Tür an Tür zu leben. Das großflächige Siedlungshaus wurde seit den frühen siebziger Jahre mehrfach verbaut. Hauptaufgabe war es, den Bestand in zwei separate, aber integrierte Komponenten aufzuteilen. Dabei ist jede Wohnung in sich abgeschlossen und funktionsfähig. Ziel war es, hohe Wohnqualität durch offene Räume zu schaffen, wobei der Entwurf auf die Alltagsnutzung und auf die Bedürfnisse von drei Generationen ausgerichtet ist. Der gemeinsam genutzte Kellerzugang koppelt die barrierefrei und separat erschlossene Zweizimmer-Wohnung von der dreigeschossigen Wohneinheit der jungen Familie ab. Kellerräume wurden zum Wellnessbereich, loftartig fließt im Erdgeschoss der Raum von einem großzügigen Wohn- und Essbereich über eine Galerie mit Büro ins Obergeschoss.

Mit den Auflagen der ENEV wird ein Großteil der Mittel für die energetische Sanierung aufgewendet. Zu Lasten von Ausstattung und architektonischer Veredelung gewinnen die Bauherren durch den Entwurf von Florian Schätz mehr Wohnfläche als in einem Neubau. Treppenhaus, Eingangsbereich, Esstisch und Wohngalerie setzen Akzente mit der Verwendung von massivem Eichenholz, Rohstahl und freigelegten Betondecken. Ein fünf Meter langer und auskragender Eichentisch wird zum Hauptmerkmal des Wohnraums. Hier findet die ganze Familie mit bis zu sechzehn Personen Platz. Um die Großzügigkeit im Eingangsbereich und Wohnzimmer zu schaffen wurden das Bestandstreppenhaus entkernt und die Decken im Wohnbereich durchbrochen. Das Dach wurde komplett rückgebaut und mit Zwerchgiebel und kubischen Schleppgauben neu aufgerichtet. Die Räumlichkeiten im Dachgeschoss reizen die Auflagen der Bauordnung maximal aus. Große Fenster schaffen reizvolle Bezüge zwischen Innenraum und Garten. Das Haus lebt von seinen Ausblicken. Rankpflanzen klettern an der westseitigen Stahlpergola hoch und bieten bald einen natürlichen passiven Sonnenschutz für die abgestufte Terrassenanlage und die Westfassade. Die großzügige Öffnung im der Wohnzimmergalerie rahmt den schönen Pflaumenbaum. Die Materialwahl erinnert an die niederbayerischen Bauernhöfe und ehemalige Industrieanlagen in der Umgebung und diskutiert einen reduzierten Regionalismus. Der Haus erscheint nach außen mit banaler Analogie zur Umgebung, entfaltet jedoch im Innenraum eine hohe, moderne und zeitlose Wohnqualität. Es war den Architekten ein Anliegen, vorwiegend einheimische Produkte zu verwenden und mit ortsansässigen Handwerkern Details zu erarbeiten, um somit die regionale Handwerkskunst zu stärken.