Der Pastor einer freien christlichen Gemeinde kam mit dem Wunsch auf uns zu, einen multifunktionalen Veranstaltungsraum für seine Gemeinde aber auch für unterschiedlichste Veranstaltungen jeglicher Akteure zu entwerfen. Die christliche Gemeinde hatte einen Teil eines Wohn- und Geschäftshauses erworben, in dem ein chinesisches Restaurant und eine angrenzende Wohnung betrieben und bewohnt wurden.
Das Gebäude befindet sich in der Stadtmitte in direkter Nachbarschaft zum Rathaus und der Fußgängerzone. Die Räume im 1.Obergeschoss sollten zukünftig als halb-öffentlicher Teil eines aktiven Stadtlebens verstanden werden. Ein Ort der Begegnung, an dem jeder willkommen ist und an dem man seine Feierlichkeiten oder Kongresse veranstalten kann.
Ein schon erfahrener Planer für Gemeindehäuser/Gottesdiensträume sollte nicht beauftragt werden, um die Vision des multifunktionalen Raumes, den jeder auf seine Art benutzen kann, von einem dem Thema freikirchliche Gemeinde völlig unvoreingenommenen Geist neu entwickeln zu lassen. Mitten in der Kleinstadt Sinsheim sollte so ein transformativer Treffpunkt für alle entstehen, der maximal flexibel genutzt werden kann und natürlich gleichzeitig auch der Nutzung als Gottesdienstraum dienen sollte.
Die Maßnahme
Im Erdgeschoss wird für das Publikum der Eingangsbereich des ehemaligen Restaurants um einen weiteren Raum an der Fassade ergänzt und so ein großzügiger Eingang geschaffen, von dem man die bestehende Treppe oder den bestehenden Aufzug ins Obergeschoss nehmen kann. Im Eingangsbereich befindet sich auf der straßenabgewandten Seite ein kleines Archiv/Lagerfläche.
Im 1. Obergeschoss des Wohn - und Geschäftshauses in der Hauptstraße 119 in Sinsheim entstand durch Umbau einer Gaststätte (Restaurant "Frieden") der neue Mittelpunkt der Christlichen Gemeinschaft Steinsfurt. Im Zentrum des Entwurfes steht ein sehr flexibel genutzter Raum für größere und kleinere Veranstaltungen, der ehemalige Gastraum des Restaurants.
Kleinere, mit Leichtbauwänden abgetrennte Nischen, sowie zur Teilung der großen Fläche, schallaktive Vorhänge ermöglichen eine sehr flexible Benutzung des Raumes .
Um die ursprünglichen Oberflächen des Bestandes zu erkunden wurden die Verkleidungen im Restaurant komplett entfernt und die Tragstruktur freigelegt. Mehrere tragende Elemente wurden in ihrer ursprünglichen Oberfläche belassen. Die Geschichte des Gebäudes ist nun an der unbehandelten Oberfläche zu lesen, die Decke, Betonstützen und Unterzüge zeigen Ihre Geschichte. Die Decke wurde in Teilen als einzelne Flächen wieder abgehängt und mehrere Ebenen in Form von Podesten in Leichtbauweise auf dem bestehenden Boden geschaffen. Diese teilen den Raum in kleinere Bereiche, die man durch die schallabsorbierenden Vorhänge abtrennen kann.
Die Vorhänge können außerdem die nun durch in der vorderen Fassadenebene angeordneten Fenster entstandenen Nischen ebenfalls vom Raum abtrennen und so entstehen kleine Rückzugsorte in der Fassade. Diese sind ebenfalls Sitzmöglichkeiten und bilden, wenn der Vorhang geschlossen wird, einen ganz eigenen Platz an der Sonne. Sie dienen ebenso dem 2. Rettungsweg.
Der Foyerbereich wird durch eine große Bestandstreppe zwischen EG und OG geprägt. Diese Treppe haben wir mit einer Garderobenkonstruktion, die sich ebenfalls vom EG bis zum OG erstreckt und der Treppenbrüstung folgt, als aktive Garderobe ausgebildet. Die Jacken hängen an Seilen von der Decke, so wird das Foyer immer wieder durch die Garderobe neu geprägt.
Der große Veranstaltungsbereich wird durch eine Reihe weiterer Räume mit Kinderbetreuungszweck oder von multifunktionalem Charakter im gleichen Geschoss ergänzt. So kann man flexibel unterschiedliche Veranstaltungen abhalten oder sich einfach mal zurückziehen, in kleineren Gruppen oder ganz allein.
Die großzügige Restaurantküche wird, da in diesem Umfang nicht benötigt, halbiert. Somit entsteht ein weiterer Aufenthaltsraum zur straßenabgewandten Seite, der flexibel (z.B. für Konferenzen) genutzt werden kann.
Die angrenzende Wohnung, welche von den Gaststättenbetreibern bewohnt wurde, wird für die Nebenräume zur Kinderbetreuung umgenutzt. Für diese Räume besteht ein zusätzlicher Zugang vom Treppenhaus des Wohnhausteils. Dies macht eine komplett getrennte Nutzung dieser Räume vom Veranstaltungstrakt möglich.
Das Dach des Erdgeschosses im Innenhof wird mit einer Stahlkonstruktion überspannt, um eine großzügige Terrasse für die Veranstaltungsräume zu generieren und so einen repräsentativen Außenbereich zum Aufenthalt und Veranstaltungen bei schönem Wetter zu ermöglichen.