Betrachtet man die nachfolgenden Fotos von ‚Virtual Identity’ im Thalkirchner Bahnhof, so glaubt man, das typische Bild einer hippen Werbeagentur in originellen Räumlichkeiten entdeckt zu haben. Doch ist das im Folgenden vorgestellte Projekt nicht die Umsetzung eines Klischees, sondern vielmehr das Ergebnis einer langfristigen Analyse, tiefgreifenden Beratung und gemeinsam mit den Verantwortlichen des Nutzers erarbeiteten Vision, wie man miteinander, effektiv und harmonisch zusammenarbeiten kann. Das Design repräsentiert hier die folgerichtige und konsequente Anwendung der Arbeitsergebnisse innerhalb eines strukturierten Planungsprozesses. Virtual Identity ist als erfolgreiche Werbeagentur in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Diese Entwicklung bildete sich auch zunehmend in den organisch gewachsenen Büroflächen ab. In einem Rückgebäude im Herzen von Schwabing breitete sich Virtual Identity über verschiedene Stockwerke und Nachbargebäude diffus aus. Die Wachstumsgrenzen waren erreicht, die jeweiligen baulichen Einschränkungen der unterschiedlichen Häuser diktierten die Bürostruktur. Sie behinderten die interne Kommunikation und erschwerten zunehmend das Leben einer gemeinsamen Bürokultur. Als Befreiungsschlag und Schritt hin zu einem modernen, flexiblen Büro sollte im Rahmen eines Standortwechsels ein eigenes Bürokonzept entwickelt und in die neuen Flächen eines zu suchenden Objekts implementiert werden. Die Begleitung dieses Prozesses übertrug die Geschäftsleitung von Virtual Identity dem interdisziplinären Team von CSMM. Um den Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden, bestand die zentrale Aufgabe in der Konzeption einer flexiblen Bürostruktur. Daneben sollte ein besonderer Fokus auf die Schaffung eines identitätsstiftenden Kommunikationszentrums gelegt werden, um dem kreativen, projektübergreifenden Arbeitsansatz von Virtual Identity gerecht zu werden.
Vor dem Hintergrund eines engen Terminplans bis zur Fertigstellung und dem anschließenden Einzug stellte die Gewerketrennung zwischen Vermieter und Mieter eine logistische Herausforderung dar. Doch durch die Möglichkeit, früh, bereits im Rahmen der Mietvertragsverhandlungen Einfluss zu nehmen, ließen sich sinnvolle Schnittstellen definieren, auf die der mieterseitige Ausbau konkret aufsetzen konnte. Hierzu erstellte CSMM die Ausführungsplanung, die notwendige Ausschreibung, begleitete die Bauarbeiten und ermittelte fortlaufend Kosten und Termineinschätzungen. In die acht Meter hohe Backsteinhalle wurde, abgelöst vom historischen Bestand, ein klar ablesbarer, in zwei Riegel aufgeteilter Baukörper eingestellt. Mit seinen beiden Geschossen inszeniert dieser einen zentralen Platz, der durch den Treppenaufgang als Bühne bespielt werden kann. Von hieraus erfährt man spannende Perspektivwechsel mit tiefen Stufen für Platz zum Sitzen und temporäres Arbeiten via Notebook. Die Fassaden des eingestellten Baukörpers sind mit Tafellack bestrichen, um diese als riesiges Interface für Botschaften, News und kreativen Ideen zu nutzen. Mit dem Ziel, Arbeitsflüsse zu verbessern und die Kommunikation zwischen den Mitarbeitern zu optimieren, wurden verschiedene Begegnungsstätten in Form von geschlossenen, offenen und halboffenen Arbeitsbereichen geschaffen. Gläserne Schiebetüren und -fenster der Arbeitszonen können die Arbeitsbereiche von der zentralen Piazza in der Hallenmitte individuell abtrennen. Die ehemalige Lokomotiven-Werkstatt umzunutzen – dahinter stehen nicht nur der Denkmal-, sondern auch der Umweltschutz. Die Revitalisierung des Bestandsgebäudes erfolgte ebenfalls nachhaltig: in Holzbauweise, mit natürlich belüfteten Räumen über bewegliche Oberlichten, dem Innenausbau mit heimischen Hölzern wie Eiche. CSMM integrierte die Möbel aus den alten Büros in das Konzept, so dass Virtual Identity sie weiterverwenden konnte. Die Holzwände sind mit Kreide zu beschreiben, die Wände in den Besprechungsräumen mit Whiteboard-Stiften. LEDs sorgen für eine energiesparende Beleuchtung. In allen Bereichen entwickelte CSMM auf den Nutzer zugeschnittene Lösungen, um seine Arbeitsweisen abzubilden und räumlich zu unterstützen. Dabei räumte das Architekturbüro so viel Platz frei, dass sich der Innovationsgeist der zukunftsorientierten Marketingagentur frei entfalten kann. Der von CSMM strukturierte und moderierte Konzeptions- und Anmietungsprozess sowie die anschließende Beratung und Planung ermöglichte einen termin- und kostengerechten Einzug und ein legendäres von Virtual Identity organisiertes Einweihungsfest… Im Anschluss an die erfolgreiche Umsetzung des Münchner Standorts wurde CSMM auch für das Roll-out des Bürokonzepts auf den Firmensitz in Freiburg beauftragt.