Vom Mahlwerk zum Kulturwerk - Spittelmühle Kaufbeuren


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Diese Objektpräsentation und die dazugehörenden Fotos wurden der Heinze GmbH im Rahmen des Heinze ArchitektenAWARDs 2022 zur Dokumentation beispielhafter Architektur zur Verfügung gestellt.

Objektkategorie

Sozialbauten

Objektart

Studentenwohnheime

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Datum der Fertigstellung

02.2022

Anzahl der Vollgeschosse

6- bis 10-geschossig

Energiestandard

Sonstiges

Tragwerkskonstruktion

Ziegelmauerwerk

OBJEKTBESCHREIBUNG 
Entwurf:
VOM MAHLWERK ZUM KULTURWERK

Spittelmühle Kaufbeuren - kulturelle Intervention

Vor der Industrialisierung galten Mühlen als unabdingbare Energielieferanten, mit deren Hilfe die Infrastruktur der Stadt aufrecht erhalten werden konnte. So verfügte auch die Stadt Kaufbeuren bereits im Mittelalter über mehrere Mühlen. Die Spittelmühle [ehem. Große Mühle hinter dem Spital vor der Stadt Ringmauer] präsentiert sich seit 1220 n. Chr. vor den Toren der historischen Altstadt am Mühlbach. Seit dem Auszug des Feuerwehrmuseums im Jahre 2017 sucht die Stadt nach einer neuen Nutzung für das leerstehende, sanierungsbedürftige Mühlengebäude.
Metaphorisch gesprochen soll die Spittelmühle künftig wieder ‚Antrieb‘ für urbane Dynamik werden. Ziel ist es, einen kulturellen Mehrwert für Stadtbewohner und -besucher zu generieren und durch eine Revitalisierung des Mühlenbestandes zur positven Stadtentwicklung beizutragen. 

Abgetrennt auf der einen Seite von der Straße und auf der anderen Seite vom Mühlbach liegt das Grundstück der Spittelmühle wie eine Insel angrenzend zur Altstadt. Die Recherche hat gezeigt, dass diese Inselsituation bereits seit der Gründung der Mühle beständig ist. Anstelle der Straße gab es hier einst den Stadtgraben, der den Arbeits- bzw. Produktionsort vom historischen Stadtkern isolierte. Das Prinzip der Insel, die für sich selbst steht, soll beibehalten und künftig noch stärker betont werden.

Der Entwurf stellt die Gestaltung eines Erlebnisareals dar. So wird die derzeitige Schwäche des Bestands, die Trennung von der umgebenden städtebaulichen Struktur, zur Stärke entwickelt und es ensteht eine in sich funktionierende Insel.
Die monumentale Wirkung des Mühlgebäudes wird gestärkt und der Silobau als stadtbildprägender Hochpunkt bekräftigt. Der derzeit vorzufindende Bestand ist bereits eine Erweiterung der historischen Bausubstanz. So wird das Prinzip des ‚Weiterstrickens‘ zum Motiv und die Bausubstanz wird erneut aufgestockt.
Den kulturellen Kern der Insel wird zukünftig der Veranstaltungsbereich mit Kleinkunstbühne im doppelgeschossigen Erdgeschoss der Spittelmühle bilden. Die darüberliegenden privaten Obergeschosse werden Studentenappartements  beherbergen. Die Appartements sind eine Antwort auf die Ernennung Kaufbeurens zur Hochschulstadt und der damit einhergehenden Nachfrage nach studentischem Wohnraum in zentraler Lage. Der großzügige Dachgarten auf dem Hauptbau ist der Öffentlichkeit zugänglich und fungiert saisonal als Open Air Kino.
Über die Erschließungsrampe durch das ehemalige Getreidesilo erreicht der Besucher die neue Mühlbar. Diese befindet sich im additiven, gläsernen Aufsatz, welcher bei Dunkelheit aus der Ferne den Anschein einer leuchtenden Stadtkrone erweckt.
Südlich vom Silobau erwartet den Passanten der große Innenhof am Wasser. Bewohner und Besucher können hier gemeinsam am Ufer verweilen und das gastronomische Angebot der angrenzenden Bäckerei wahrnehmen. Im Anschluss an das Cafe mit Bäckerei, ebenfalls ein Bestandsbau, wird ein neuer Baukörper, das ‚Lernhaus‘, hinzugefügt. Er schreibt die Volumetrie des Bestands fort und bietet Nutzern flexiblen Raum für Workshops, Sprachkurse und Weiterbildungen.
Durch die verschiedenen Nutzungen wird das Areal belebt und zu allen Tageszeiten von Bewohnern und Besuchern bespielt.



zugehörige Theoriearbeit:
Kulturelle Intervention - Chancen von kultureller Nachnutzung stillgelegter Industriegebäude für die Stadtgesellschaft


Die schriftliche Vertiefung untersucht, welche Chancen kulturelle Intervention an stillgelegten Industriebauten, also eine kulturelle Nachnutzung im industriellen Gebäudebestand, für die Stadtgesellschaft mit sich bringt. Welchen Einfluss kann die Architektur dadurch auf das Zusammenleben der Stadtgemeinschaft nehmen? Warum lohnt es sich auch für Städte mit geringem Haushaltsspielraum eine Umnutzung anzustreben?  In der Theoriearbeit werden drei Projekte näher betrachtet. Insbesondere deren soziokulturelle Bedeutung für die Stadtgesellschaft spielt dabei eine zentrale Rolle. 

Als kurzes Fazit lässt sich sagen, dass allen drei Referenzen eindeutig positive Einflüsse auf die Stadtentwicklung und die Stadtgemeinschaft nachzuweisen sind. Sie demonstrieren wie Kultur hinsichtlich der Stadtentwicklung große Kräfte entfalten kann und als unabdingbarer Antrieb für urbane Dynamik fungiert. Durch die kulturelle Umnutzung und Öffnung der Industriebauten für die Öffentlichkeit erhielt die jeweilige Umgebung und deren Bewohner ein Stück bisher nicht zugänglichen, städtischen Raum zurück. Daraus wuchs in allen Beispielen ein neuer, lebendiger Erlebnisort, von dessen Kraft die Region gestärkt werden konnte und die Gemeinschaft nachhaltig profitieren durfte.
Die Projekte zeigen aber auch, dass im Umgang mit dem Bestand eine detaillierte und tiefgreifende Auseinander­­­setzung mit der historischen Bedeutung der vorangegangenen Nutzung, der Geschichte des Ortes und den sozialen Strukturen sehr bedeutsam ist. Es ist essentiell zu untersuchen, welche Sprache das Gebäude spricht, um anschließend charakteristische ‚Kommunikations-mittel‘ und Besonderheiten des Bestandes durch gezielte Eingriffe zu unterstreichen.  Nur so kann eine Verschmelzung von Erinnerungsvermächtnis und zukunftsfähigem Entfaltungsort erfolgreich gelingen.
BESCHREIBUNG DER BESONDERHEITEN 
- Bauen im Bestand
- Bezug zum historischen Kontext und der Geschichte des Mühlenareals
- Revitalisierung des Mühlenbestandes 
- Entwicklung von fußgänger- und radfahrerfreundlichem Straßenraum
- Verknüpfung von öffentlichen, halb-öffentlichen und privaten Nutzungen
- zu allen Tageszeiten belebtes Areal
- Entwicklung eines Erlebnisareales, das seine Schwäche - die Trennung vom Altstadtkern - zu seiner Stärke entwickelt, also eine in sich funktionierende Insel
 
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