Vor diesem Hintergrund entschied sich die Stadt Landsberg für eine Generalsanierung. Kernanspruch dabei: den trauernden sollte es beim Tod eines Ihnen nahe stehenden Menschen möglich sein, würdig und ganz persönlich Abschied nehmen zu können.
So entwarf das Architektenteam um Klaus Kehrbaum ein Sanierungskonzept, das sowohl den Bauherrn als auch die Vertreter aller einbezogenen Religionsrichtungen – evangelische und katholische Christen sowie Muslimen – gleichermaßen überzeugte. Zentrales Motiv bei der Sanierung war die Verbindung von Gebäude und Natur. Die Natur sollte gerade in der zuvor eher abgeschotteten
Aussegnungshalle immer gegenwärtig sein und gemeinsam mit der gezielten Verwendung von Licht als Verbindung und Stütze zugleich wirken. So wurde die große Halle als Ort der Stille und des Gedenkens komplett neu interpretiert.
Der ehemals dunkle Kirchenraum hat einen neuen ruhigen Ausdruck erhalten. Der zuvor geschlossene Raum wurde an den Stirnseiten geöffnet und durch eine aufgelöste Stelenwand, die als zugleich als Vorbereich und Zugang zu den einzelnen Räumlichkeiten dient, ergänzt.
Ferner wurde die große Giebelwand in der Aussegnungshalle aufgebrochen und mit großen Verglasungen ausgestattet. Innerhalb der Halle wurden mehrere unterschiedlich große und in verschiedenen Ausrichtungen angeordnete Lichthöfe angelegt, durch die Streiflicht von außen bis tief ins Innere des Gebäudes fällt – dadurch wird es möglich tagsüber ausschließlich eine natürliche Beleuchtung zu verwenden.
Aufbahrungen werden durch Raumteiler vor Blicken geschützt und die Raumstruktur wurde an heutige Bedürfnisse angepasst. Es wurde bei der Neuorganisation der Grundrisse darauf geachtet, dass sich typische Funktionsabläufe nicht wie vormals mit den Wegen der Trauernden überschneiden. Der lange Gang von der Aufbahrung über die Verabschiedung bis hin zum Grab wird daher fließend definiert. Die Trauernden und Verstorbenen stehen im Mittelpunkt dieses Ablaufes. Durch die neue Struktur gibt es auch die Möglichkeit, den Verstorbenen sowohl durch eine Glaswand als auch ganz nah am offenen Sarg verabschieden zu können.
Bei der Auswahl der Baustoffe und der damit verbundenen architektonischen Zielsetzung der „Naturnähe“ wurde besondere Sorgfalt walten gelassen. An den Wänden im Eingangsportal, den Sitzstufen sowie den Einfassungen des Vorplatzes und im gesamten Verabschiedungsbereich, der ehemals mit Sichtmauerwerk verkleideten Aussegnungshalle, kommt neben hochwertigem gespaltenem Eichenholz als zentraler Baustoff Stampfbeton zum Einsatz. Die Natürlichkeit und Wärme des Materials als auch die traditionelle Verarbeitung, von unbewehrten Wandbauteilen, bietet eine besondere ästhetischen Rahmen für die Widmung des Gebäudes in seiner Lage.