Nach aufwändigen Untersuchungen wurde ein Konzept ausgearbeitet, welches nun mehrere unterschiedliche Nutzungen unter einem Dach beherbergt. Im Dachgeschoss konnten sich die neuen Besitzer den Traum einer großzügigen Loftwohnung verwirklichen, während in den unteren Etagen 8 weitere Hotelzimmer die bestehenden Räumlichkeiten des Boutiquehotels „Hardthaus“ ergänzen. Zudem fand eine Physiopraxis im Erdgeschoss eine neue Heimat im historischen Anwesen.
Das ruinöse Einzeldenkmal war zwar an vielen Stellen stark geschädigt, doch verbarg sich so manches historische Detail unter neuzeitlichen Böden oder den schwarzen Anstrichen des Tanzlokals. So wurden historische Wandmalereien freigelegt und in die Konzeption der Gästezimmer integriert, bauzeitliche Kastenfenster restauriert oder jahrhundertealte Dielenböden wiederverlegt.
Das Haus betritt man vom Marktplatz durch die Tür aus der Jahrhundertwende, im Flur wurde der Boden mit Jugendstilmuster, passend zum letzten großen und gestaltprägenden Umbau der vormaligen Brauerei mit Wirtshaus neu belegt. Zwar ist das Anwesen nun kein Gasthaus mehr, doch steigen hier jetzt wieder Reisende aus aller Welt ab wie ehedem zu Zeiten des Salzhandels auf dem Schiffahrtsweg Inn.
Alle Gästezimmer sind maßgefertigt und individuell an den Bestand angepasst, so wurden Lichtschächte, alte Fenster- und Türöffnungen, offenes Mauerwerk oder Balkendecken in die Ausstattung integriert, sie bewahren die mit dem Marktflecken Kraiburg so eng verbundene Geschichte des Wandingerhauses als „moderner Gasthof“. Besonderes Zentrum ist die ehemalige Küche im großen Gewölbe des Obergeschosses, sie ist Frühstücks- und Aufenthaltsraum für die Gäste.
Bei der statischen Sicherung der Fundamente traten alte Kellergewölbe zutage, die zum Teil ausgegraben wurden, ein bedeutendes Gewölbe wurde – die ehemalige Ziegelschale neu interpretierend – mit rotem Sichtbeton neu gegossen. Heute beherbergen sie wieder Aufenthaltsräume und eine Lehrküche für Ernährungsberatung.
Die schwierige Wiederbelebung ist nach langer Zeit mit einer Mischnutzung aus Wohnen, Praxis und Hotel gelungen. Es zeigt sich heute wie bei kaum einem anderen Haus, dass der Reichtum an (versteckten) Details und die Qualität eines historischen Gebäudes wie dem „Wandinger“ mit einem normalen Neubau nicht zu erreichen ist.