Im gesamten Entwurf wurde der Einsatz von natürlichen Materialien, die Patina annehmen sollen, gewünscht. Der hannoversche Architekt Axel Nieberg orientiert sich hierbei an der japanischen Wabi-Lehre. Sie geht davon aus, dass Materialien mit dem Gebrauch und ihrer Nutzung in ihrer Schönheit steigen. Wabisabi stammt aus dem japanischen Kulturkreis und beschäftigt sich mit einer ganz individuellen Art von fernöstlicher Schönheit, die sich durch Natürlichkeit und den Verzicht auf äußeren Luxus zugunsten innerer Werte auszeichnet. Es geht dabei um das Unvollkommene, Eigenständige, das in Würde altern darf.
Der Ort
„Der Blick und die Lage waren ausschlaggebend“, so der Bauherr, „und darüber hinaus ist meine Frau eine Straße weiter aufgewachsen“. Das 1912 m² große und nach hinten leicht abfallende Grundstück grenzt direkt an das unverbaute Landschaftsschutzgebiet des Ortsteils Querum in Braunschweig. Wenn die Familie im Sommer abends auf eine ihrer Terrassen sitzt und dem Rauschen der Bäume zuhört, spüren sie die Natur ganz nah bei sich.
Die Anforderung
„Minimalistisch, aber atmosphärisch und beruhigend sowie genügend Raum für vier Personen“ – so stellten sich die Bauherren ihr neues Zuhause vor. Nach der Ausarbeitung verschiedener Varianten entschieden sich die Bauherren für eine L-förmige, offene Gebäudeausrichtung zum Landschaftsschutzgebiet. Das 450 m² große Einfamilienhaus nimmt sich zur Straßenseite zurück und weist eine sehr ruhige Ausstrahlung auf. Der Vorbereich ist einfach und zurückhaltend gestaltet. Der
L-förmige Gebäudekubus bildet eine offene Hofsituation, die ein Pool als zentrales Element beinhaltet. Die Gebäudeausrichtung orientiert sich nach dem Sonnenverlauf. Der architektonische Ausdruck nimmt einen starken Bezug auf die angrenzende Landschaft. Dem Landschaftsschutzgebiet wird deutlich mehr Priorität zugestanden, als den umliegenden Wohnhäusern.
Die Materialien
Bei dem Gebäude wurde mit handwerklich robusten Materialien gearbeitet, die außen wie innen zur Geltung kommen. Der Sichtbeton mit seiner klassischen Ausformung in einfacher Rauspundschalung sorgt für eine beruhigende, aber gleichzeitig kraftvolle Wirkung. Er setzt damit einen interessanten Kontrapunkt zu der Umgebung. In einer sehr warmen und beruhigenden Ausstrahlung wirkt er ähnlich der eines Sandsteins. Dafür wurde hier ein besonderer Beton in hellbeiger Farbe entwickelt. Die Farbigkeit wurde dabei nur über die Auswahl der Zuschlagsstoffe mittels zahlreicher Betonproben erzielt.
Durch die Bäume des angrenzenden Landschaftschutzgebietes wird eine natürliche Verschmutzung eintreten. Das Fassadenmaterial besitzt eine Ausdrucksstärke, die dieser natürlichen Verschmutzung widersteht. Im Innenbereich sind alle Außenwände und Decken ebenfalls in dem rauhen Sichtbeton ausgeführt. Die eingestellten Ziegelwände sind mit Kalkzementputz versehen und mattweiß gestrichen. Durch die sandige Körnung des Kalkzementputzes wird das Licht an den Innenwänden samtig gebrochen.
Die Fußböden in den Wohn- und Schlafbereichen sind mit raumlangen Massivholzdielen aus Douglasie ausgelegt. Diese sind nach skandinavischer Art weiß geseift. In den Nass- und Abstellbereichen wurden dunkle kontrastierende erdfarbene Feinsteinzeugfliesen verlegt.