Wohnen und Arbeiten in der Torfremise – Bauen mit Holz und Lehm im Lebenszyklus

Bahnhofstraße 3, 83135 Schechen

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Roswag Architekten, mit Guntram Jankowski (LP 1– 5)


47.9267994 12.1261671 Bahnhofstraße 3, 83135 Schechen
Diese Objektpräsentation und die dazugehörenden Fotos wurden der Heinze GmbH im Rahmen des Heinze ArchitektenAWARDs 2016 zur Dokumentation beispielhafter Architektur zur Verfügung gestellt.

Objektkategorie

Wohnungsbauten

Objektart

Sonstige Wohnungsbauten

Art der Baumaßnahme

Umbau

Datum der Fertigstellung

04.2015

Anzahl der Vollgeschosse

1-geschossig

Raummaße und Flächen

Bruttorauminhalt
2.984 m³
Nutzfläche
488 m²
Wohnfläche
259 m²
Grundstücksgröße
698 m²
Grundstücksgröße
1.420 m²

Verwendete Heizenergie

Primär
Holz
Sekundär
Solarthermie

Energetische Kennwerte

Primärenergiebedarf ("Gesamtenergieeffizienz")
21,3 kWh/(m²a)
Heizenergieverbrauchswert
37,67 kWh/(m²a)
Stromverbrauchswert
2,7 kWh/(m²a)

Energiestandard

Niedrigenergiehaus

Tragwerkskonstruktion

Holz

OBJEKTBESCHREIBUNG 
Ausgangslage / Situation / Ort 
Die Bauherren haben die historische Torfremise in Kolbermoor rückgebaut und somit den geplanten Abbruch und Verlust des Gebäudes verhindert. Am neuen Standort in Schechen bildet die ehemalige Torfremise mit dem Bahnhof und seinem ehemaligen Nebengebäude ein Ensemble und fügt sich harmonisch und selbstverständlich in das Umfeld des benachbarten Bahnhofes ein. Das Projekt nutzt eine Brachfläche im Dorfbereich, verdichtet somit die bestehende Siedlung und beugt der Zersiedlung der Landschaft vor. Das als „Mischgebiet“ ausgewiesene Areal ermöglicht die Verbindung von Wohnen und Arbeiten an einem Standort.

Aufgabe / Konzept
Die Aufgabenstellung sah die Wiedererrichtung des historischen Holzgebäudes und die Integration eines Wohnhauses sowie einer Korbflechterwerkstatt der Bauherren vor. Ziel war, die zu ergänzenden Bauteile aus den traditionellen Baustoffen Holz und Lehm in diffusionsoffener Bauweise zu errichten und so auf eine Lüftungsanlage zu verzichten. Das Niedrigstenergiehaus (EnEV –30%) sollte regenerativ betrieben werden. 

Entwurf 
Das Entwurfskonzept wurde gemeinsam mit den Bauherren entwickelt und das Projekt im Selbstbau umgesetzt. Die Remise wurde an der westlichen Längsseite des Grundstücks entlang der Ahornallee bzw. der Bahnhofstraße angeordnet und schafft so nach Osten ein gut belichtetes Grundstück.
Das neu zu integrierende Wohn- und Werkstatthaus ist von den tragenden Achsen der Remise versetzt und ermöglicht so den weitgehenden Erhalt und die Lesbarkeit der historischen Tragstruktur. Dies wird vorrangig über die freistehenden Stützen und Kopfbänder sichtbar. Auf der Süd- und Westseite ergibt sich so ein Zwischenraum, der die Dimensionen des historischen Gebäudes in Längs- und Querrichtung erlebbar macht. Dieser ist als Innenraum der Remise geprägt von Schattenspiel und Transparenz der äußeren auf Abstand gesetzten vertikalen Lattung. Nach Osten schiebt sich die weiß verputzte Außenwand vor die historische Konstruktion und wird mit ihren großen Öffnungen zum Garten hin klar ablesbar. An die im Norden liegende Werkstatt schließt sich ein Lagerbereich für Weiden und andere Flechtmaterialien an, der die historische Nutzungsform fortsetzt. Großzügige Verglasungen öffnen die Grundrisse in Richtung der historischen Toröffnungen der Remise. Die Grundrisse im Erdgeschoss orientieren sich zudem mit großen bodentiefen Öffnungen nach Osten und sind über eine Terrasse mit dem Garten verbunden. Das historische Tragwerk aus Stützen, Kopfbändern und Deckenbalken prägt den 4,20 m hohen Innenraum des Erdgeschosses. In unterschiedlichen Formen eingehängte Zwischenebenen ermöglichen zusätzliche Nutzungen.
Das Obergeschoss des Wohnbereichs lässt sich als Einliegerwohnung abtrennen und wird über eine breite Außentreppe im südlichen Umgang erschlossen. Dies ergibt zusätzliche Flexibilität in der Nutzbarkeit. Der zentrale Wohnbereich orientiert sich über eine große Verglasung nach Süden und wird zudem über eine Firstverglasung belichtet. Die eingestellten Volumina der Zimmer und des Bades orientieren sich an der Höhe der Mittelpfette und sind über Dachflächenfenster bzw. horizontale Verglasungen zur Firstverglasung belichtet. So ergibt sich eine Belichtung die den Tages- und Jahresverlauf widerspiegelt. Alle Bäder sind außenliegend und werden natürlich belüftet und belichtet. 

Bauweise und Materialität
Die Gebäudestruktur der Torfremise wurde originalgetreu wieder aufgebaut und beschädigte Bauteile unter Einsatz traditioneller Holzverbindungen ergänzt. Lediglich die Gründungssituation wurde durch die Anordnung einer Bodenplatte an die neuen Nutzungsanforderungen angepasst.
In die historische Struktur wurden der Wohnbereich und die Werkstatt als beheiztes Volumen eingefügt. Die raumabschließenden, hochgedämmten Bauteile wurden mit den CO2-neutralen Baustoffen Holz, Holzfaser-Dämmung und Lehm ausgeführt. Die diffusionsoffene Bauweise im Zusammenspiel mit den sorptionsfähigen Lehmputz-Oberflächen sorgen für eine natürliche Regulierung des Raumklimas. So kann trotz höchstem energetischen Standard und luftdichter Ausführung der Gebäudehülle auf eine Lüftungsanlage verzichtet werden. Die Wärmeerzeugung erfolgt regenerativ über eine zentrale Stückholzheizung und einen thermischen Solarkollektor. 
Weiße Lehmedelputze und geseifte Tannenböden prägen den Innenraum. Das historische Tragwerk wurde geölt und setzt sich von dem ansonsten weißen Innenraum ab. Aufgrund des Schutzes der Außenwände über große Dachüberstände und den Versatz zur historischen Lattenfassade wurde der Einsatz von Lehmedelputz auch auf der Außenseite der Wände möglich. Der Neubau setzt sich somit weiß von der historischen Holzremise ab.
BESCHREIBUNG DER BESONDERHEITEN 
Das Tragwerk ist eine Mischung aus historischem Holztragwerk und ergänzenden Holzständerwänden, die das neue beheizte Volumen bilden. Die Schwierigkeit lag im Nachweis für das historische Tragwerk, welches die Anforderungen des Wohnungsbaus vor allem für die Decke aber auch den gedämmten Dachaufbau erfüllen muss. In der Entwicklung der Konstruktion war es wichtig, reversible Verbindungen und einen reversiblen Wandaufbau zu entwickeln, die in der Tradition des schon mindestens 3-mal umgebauten und umgenutzten Gebäudes stehen. 
Die Torfremise ist ein Musterbeispiel, wie über die integrierte Gebäudekonzeption, die Wahl der Materialien und eine reversible Konstruktion, Gebäude im Lebenszyklus Ressourcen schonen können.

VERBAUTE PRODUKTE

Solarkollektoren


Lehm-Putze


Dachziegel


Dachziegel


Stückholzkessel


Holzfaserplatten Außenwände


Holzfaserplatten Dach


Technopor
Schaumglas-Granulat


Wolf, Heufeld
Fenster

PROJEKTBETEILIGTE FIRMEN UND PERSONEN

Architekt/Planer

Roswag Architekten, mit Guntram Jankowski (LP 1– 5)

Schlesische Straße 26 / Aufgang A

10997 Berlin


Fachplanung: Tragwerksplanung

Ziegert | Seiler Ingenieure

Schlesische Straße 26 / Aufgang A

10997 Berlin


Bauherr

Stefanie und Emmanuel Heringer

Bahnhofstraße 3

83135 Schechen


Bauleistung: Verglasung, Fensterbau

Fensterbau Wolf

Münchener Str. 9

83052 Bruckmühl

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