Für ihre Kombination aus privatem Wohnhaus und Architekturbüro entwickelten Christine und Matthias Polsfut eine integrierte Lösung, die Zweckmäßigkeit mit Wohnlichkeit und höchster Energieeffizienz verbindet. Die Transparenz der Gebäudehülle ist entwurfsprägend und bestimmt in allen Nutzungsbereichen die lichte, modern-funktionale Raumqualität.
Mit einem geradlinigen und schlichten Entwurf im Bauhausstil beabsichtigten die Bauherren und Planer, ihr Objekt in Rot am See-Brettheim zu realisieren. Die im baden- württembergischen Landkreis Schwäbisch Hall gelegene Gemeinde bot in einem Neubaugebiet in Ortsrandlage ein attraktives Grundstück mit unverstelltem Blick auf die umliegende Landschaft. Dort sollte in gründlicher Überlegung und Planungsarbeit ein Objekt entstehen, das den Funktionen "Wohnen und Arbeiten" trotz der unterschiedlichen Anforderungen die gleiche Bedeutung gibt, und zwar ohne dass ein Bereich den anderen dominiert.
Funktionstrennung durch Versatz der Ebenen
Durch versetzte Ebenen passt sich das Objekt der moderaten Hanglage des ausgewählten Grundstücks organisch an. Die kubische Grundstruktur des für das familiäre Wohnen vorgesehenen Gebäudeteils wird durch das versetzt unterbaute Bürogeschoss im Souterrain variiert und erweitert. Doppelgarage und Geräteraum bilden ein weiteres eingeschossiges kubisches Modul mit Eckverbindung zum Haupthaus. Die Trennung zwischen Wohn- und Nutzfläche wird in der Gebäudehülle zusätzlich durch die Materialität sichtbar gemacht: Während das Wohnhaus durch weißen Putz geprägt ist, erhielten Garage und Bürofassade eine Aluminium-Fassadenverkleidung im Farbton der Fensterprofile.
Ein besonderer planerischer Kunstgriff besteht im Spiel mit versetzten Ebenen. So wurde der Wohnbereich im EG gegenüber dem offen angrenzenden Essbereich um 45 cm höher arrangiert. Durch diesen Versatz reduziert sich die Raumhöhe von 2,80 m auf "gemütliche" 2,30 m. Vor allem aber konnte der darunterliegende Bürobereich noch etwas deutlicher aus dem Gelände gehoben werden, was eine Ausstattung der Bürofassade mit großzügigen Fensterbändern für möglichst hohen natürlichen Tageslichteinfall ermöglichte. Vor dem Wohn- und Essbereich des EG setzt sich der Bodenversatz konsequent zu den barrierefrei angrenzenden Terrassen- und Dachgartenzonen hin fort.
Panoramen über Eck
Der Wunsch nach maximalem Tageslichteinfall und optimaler Sicht auf die angrenzende Landschaft ließ die Bauherren zahlreiche Lichtöffnungen in der Gebäudehülle vorsehen. Die strikte Südausrichtung des Gebäudes hat zur Folge, dass die großzügigsten Verglasungen an der Ost- und Südfassade arrangiert sind. Auf allen drei Ebenen wurden Teile der Fensterflächen über Eck ausgeführt. Durch die profillose Ausbildung in Form von Ganzglasecken eröffnet sich von innen ein erweiterter Panoramablick auf die umliegende Natur . Von außen betrachtet erhalten die Baukörper durch die über Eck laufenden Verglasungen mal breite, mal schmale horizontale Einschnitte, die die strenge Grundform optisch aufbrechen, indem sie Asymmetrie in die Flächen bringen.
Neueste Systemtechnik für verlustfreie Transparenz
Nachhaltige Heiztechnik, der Einsatz von Photovoltaik sowie kontrollierter Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung und Erdwärmetauscher zeugen seitens der Gebäudetechnik von ernsthaftem Nachhaltigkeitsbestreben. Gleiche Konsequenz wurde bei der Wahl der energetisch relevanten Baustoffe und Systeme in der Gebäudehülle angewandt. Der durchgängige Einsatz hoch isolierter Fenster- und Fassadensysteme von Schüco mit Dreifach-Isolierverglasung sorgt dafür, dass Transparenz keinen Energieverlust bedeutet. Über verschiedene Systemfamilien hinweg konnte dabei eine einheitliche Optik der transparenten Bauteile erzielt werden. Ein systemtechnisches Highlight stellt das Schiebtürelement dar, das aufgrund seiner bodenbündigen Führungsschiene einen barrierefreien Zugang zu den Terrassen ermöglicht und in der warmen Jahreszeit die Grenzen zwischen innen und außen auflösbar macht.
Das kombinierte Wohn- und Bürogebäude in Brettheim ist quasi ein Nullenergiehaus, dessen Bilanz lediglich durch die energieintensive Büronutzung mit Kunstlicht und Computertechnik in den Minusbereich rutscht. Den Stromverbrauch des Bürogeschosses mit berücksichtigt, produziert das Gebäude noch immer rund 80 % seines Gesamtenergieverbrauchs selbst. Und bietet lichten, komfortablen Wohnraum mit spannenden Ausblicken für die Familie sowie attraktiven und funktionalen Arbeitsraum für die Mitarbeiter des Architekturbüros.