Die für die 90er Jahre typische Ansammlung von Einfamilienhäusern der Umgebung musste in Einklang gebracht werden mit den Zielen der städtischen Nachverdichtung und dem kostengünstigen mehrgeschossigen sozialen Wohnungsbau.
An den Quartiersrändern nehmen zwei- und dreigeschossige Häuser Bezug auf die umliegende Einfamilienhaussiedlung. Zur Quartiersmitte hin gewinnen die Neubauten an Höhe. Der Wechsel von quer- und längsgestellten Gebäuden lockert die Straßenansicht auf. Die 20 zwei- bis fünfgeschossigen Einzelbaukörper formulieren fünf Nachbarschaftshöfe. Sie bilden kleine Nachbarschaften in der großen Nachbarschaft und haben durch die Variationen der Baukörper und verschiedene Bepflanzungsthemen eine ganz eigene Identität.
Der einzige Bestandsbaum ist die stattliche Eiche im Hof des Baufelds 5. Die weiteren vier Höfe erhielten jeweils einen neu gepflanzten Baum als Zentrum und wurden so zum „Birkenhof“,„Kastanienhof“,„Eschenhof„ und „Walnusshof“.
Insgesamt entstanden im neuen Quartier 314 Wohnungen, eine Quartiersgarage mit 130 Stellplätzen inklusive E-Ladestationen und über 600 Fahrradstellplätze.
Das neue Quartier ist offen für alle – und autofrei. Es gibt Wegeverbindungen, einen zentralen Quartiersplatz, zwei kleinere Ladeneinheiten und eine Paketstation. Themenspielplätze und Sitzpodeste. Tischtennisplatten und Bouleplätze können auch von der umliegenden Nachbarschaft genutzt werden. Zusätzliche Wohnangebote für betreute Wohngemeinschaften von Jugendlichen und alleinerziehenden Mutter-Vater-Kind Gruppen als auch eine Kindertagesstätte mit 25 Plätzen ergänzen das gemischte Quartier. Hausmeister und Kiezhelfer stehen im Wohnquartier zur Verfügung.
Die Wand der Quartiersgarage wurde von Kai Teichert gestaltet, den Gewinner eines „Kunst am Bau“ Wettbewerbs.
Die Grundrisse der 1- 4 Zimmer Wohnungen (von 32,5 bis 93,0 qm) sind standardisiert und in verschiedenen Gebäudetypen um die innenliegenden Treppenhäuser gruppiert. Die Wohnungstypen sind übereinandergestapelt. Das ist kostengünstig und schafft eine Mischung unterschiedlicher Wohnungstypen und Nachbarschaften auf jeder Etage. Die Bäder sind weitestgehend standardisiert und natürlich belichtet.
Konstruktion: Holzhybrid, Massiv
Die Tragstruktur der Wohngebäude ist als Stahlbetonkonstruktion ausgeführt. Bei den Gebäudehüllen haben wir zwei verschiedene Systeme verwendet: Für die 4-geschossigen Gebäude wählten wir vorgefertigte, nichttragende hochgedämmte Holzrahmenelemente mit einer hinterlüfteten Fichtenfassade in einer Gesamtwanddicke von 40 cm. Die 5.300 m² Holzrahmenelemente wurden durch die Holzbaufirma im Werk vorgefertigt, just in time geliefert und sofort auf der Baustelle montiert.
Die übrigen Gebäude erhielten eine monolithische Fassade aus perlitegefüllten Hochlochziegeln und einer Putzschicht. Somit besteht die massive Außenwand zu 100 % aus mineralischen Baustoffen. Wir haben alle Außenwände ohne Wärmedämmverbundsystem bauen können. Die Gebäude sind aus Kostengründen nicht unterkellert.
Haustechnik
Der Strom für die Mieter:innen wird durch Photovoltaikanlagen auf den Gebäudedächern erzeugt. In den Wohnungen sorgen dezentrale Wohnungsstationen für die Beheizung sowie die Warmwasserbereitung. CO₂-Einsparung wird vor allem durch niedrige Systemtemperaturen erreicht. Wasser wird nicht wie üblich zentral auf 60 Grad, sondern erst bei Bedarf in der Wohnung auf 45 Grad erwärmt, was insgesamt zu einer Energieeinsparung von 30 Prozent führt.
Ökologie
Das Regenwassermanagement erfolgt über eine Retention durch extensiv begrünte Flachdächer auf allen Gebäuden und einer Versickerung im Gelände. Bei der Bepflanzung der Freiräume wurde auf robuste heimische Arten gesetzt, die ganzjährig ein Blüh- und Nahrungsangebot für Insekten und Vögel bieten.