Strukturierung der Offenheit
Die Küche öffnet sich als Teil der Halle auf ganze Länge zum Luftraum der Treppe als Galerie. Innerhalb der multifunktionalen Halle konzentrieren wir die Räume des Essens und Kochens mit der Deckengestaltung: Der Küche ist ein indirekt beleuchtetes Deckenfeld mit umlaufendem Rahmen zugeordnet. Das verstärkt die Verbindung zum neuen Balkon. Über dem Esstisch erweitert sich der Rahmen zu einem breiteren Band.
Die drei Fenster der Halle bauten wir zu Fenstertüren um, errichteten einen Balkon auf voller Breite des Mittelrisalits, erweiterten damit die Halle in den vorderen Garten nach Westen. Alle anderen Fenster sind original erhalten.
Die Küchenmöbel sind winkelförmig in den Raum eingestellt. Der flache Oberschrank mit großen Schiebetüren erscheint als Teil der Wand und schließt bündig an den Deckenrahmen an.
Gedächtnis des Bodens
Der vorhandene Dielenbelag aus Kiefernholz war grau lackiert und geschüsselt, aber noch gut für einen Abschliff. Die Dielen in den zuvor ungenutzten Flächen fehlten. Wir verwendeten einen Teil der alten Dielen um die Fehlstellen zu schließen und ließen nur in Schlafzimmer und Ankleide neue Dielen verlegen. Nach dem Abschliff wurde der gesamte Boden weiß pigmentiert und mehrfach geölt. Mit der Weiterverwendung des alten Dielenbodens gewannen wir nicht nur einen gut getrockneten, schwindarmen Holzboden, sondern ein von Vergangenem erzählendes Element. Am Boden ist erkennbar, wo früher Wände standen und Räume wechselten. Ein Muster aus alten Lochreihen von genagelten Verbindungen überzieht den alten Boden.
Schrankbild
Für Garderobe, Elternschlafzimmer und Ankleide fügten wir Wandnischen für Kleiderschränke ein. Die Einbauten halten als abstrakte, architektonische Bauteile die Raumformen frei. Die Fronten der horizontalen Schrankriegel im Wohnzimmer sind als Klappen und Drehtüren ausgebildet. Vielfalt von Frontbreiten und Wechsel von glänzender und matter Lackierung fügen sich zu einem Wandbild.
Einfachheit
Ein typisches Material der Entstehungszeit des Hauses ist Terrazzo. Er strahlt unprätentiöse Einfachheit aus. Aufgrund der kurzen Bauzeit und unserem Wunsch an Boden und Duschwänden materialgleich zu arbeiten, ließ sich ein gegossener Terrazzo nicht realisieren. So verwendeten wir für die Duschwände und Böden der Bäder matt geschliffene hellgraue Terrazzoplatten im Format 100/100cm mit Zuschnitten für Wandnischen. Bis auf die Duschwände sind alle Wandflächen gestrichen. Die Wanne im Elternbad steht frei im Raum ohne an die Dachflächen anzuschließen; so bleibt der Raum erfahrbar und großzügig, die Wanne und das Baden darin erhalten besonderen Wert. Die Waschbecken stehen auf Korpusmöbeln, Wandarmaturen halten die Ablageflächen frei. In die Möbelfronten haben wir V-förmige Kerben als Handtuchhalter und Grifföffnung geschnitten. DIe Kinder haben mit ausziehbaren Stufen die richtige Höhe am langen, gemeinsamen Waschbecken mit zwei Armaturen.
Licht modelliert Raum
Bei Tag ist die gesamte Wohnung lichtdurchflutet. Durch die offenen Raumgefüge von Halle, Treppe, Küche und Wohnzimmern ist der Sonneneinfall von drei Seiten gegeben, so dass sich der Tageslichtverlauf nachvollziehbar abbildet. Unser Lichtkonzept für den Abend arbeitet mit verschiedenen Abstufungen von Helligkeit. Wir kombinieren indirekte Beleuchtungen zur Verstärkung der Raumformen und direktes, gerichtetes Licht zur punktuellen Akzentuierung des Aufenthaltes. Dazwischen gibt es Bereiche, die dunkler bleiben. Die Räume werden durch diese Differenzierung von Hell und Dunkel modelliert. So entstehen Lieblingsplätze: gemütliche helle Inseln und dazwischen gedämpfte Übergangszonen.