Eine fünfköpfige Familie sucht eine Eigentumswohnung im Zentrum der Leipziger Südwest Vorstadt, dem sogenannten Musikviertel. Fündig wird sie in der Ferdinand-Rhode-Straße – ein im Rohbau befindliches, fünfstöckiges Gebäude mit elf Wohneinheiten. Die Wahl fällt auf ein 175 m² Apartment im Erd- und Obergeschoss. Zweiseitig von Nachbarwohnungen eingefasst, grenzt es rückseitig an das zentrale Treppenhaus. Sonnenlicht fällt somit ausschließlich auf die südwestlich ausgerichtete Wohnungsfassade.
Aufgrund des bereits laufenden Baufortschritts sind eine Treppe mit seitlich tragender Wand, jeweils zwei Stützen und Deckenheizungen in beiden Geschossen sowie die Öffnungen in der Lochfassade gesetzt. Die damit einhergehende, kurzfristige Planungsphase erhöht zwangsläufig die gestalterische Herausforderung.
Entscheidend für den Entwurf der Innenräume ist Tageslicht. Um dessen Wirkung über eine großformatige Glasfront optimal auszunutzen, grenzen im Erdgeschoss keine Wohnungsinnenwände an die Außenwand der Fassade an. Der Raum des Erdgeschosses bleibt über seiner gesamten Breite und Länge erfahrbar. Bei Bedarf schottet eine raumhohe Schiebetür den Büro- bzw. Gästezimmerbereich ab, was zwei weitere, versenkbare Schiebetüren auch für Sauna und Gästebad ermöglichen.
Raumgrenzen lösen sich auf und öffnen das Gefüge.
Im Wesentlichen gliedert eine frei stehende Küchenzeile das Erdgeschoss. Diese verbirgt rückseitig Büro, Sauna und Gästebad. Die vertikale Aufteilung der Küchenfront erzeugt eine gewisse Zwitter-Funktion: zum einen Wohnzimmer-, zum anderen Küchenschrank. Der davor angeordnete Kochblock mit angehobenem Tresen versteht sich als erster Anlauf- und Kommunikationspunkt. Dem gegenüber steht eine Wand aus weiß gebeizter Douglasie mit integriertem Weinkühlschrank. Dahinter befindlich ein Garderobenraum mit seitlichem Zugang, zu dessen natürlicher Belichtung und Belüftung ein Wandschlitz dient. Insgesamt gewährt die Struktur des Erdgeschosses Tageslicht für alle Bereiche, abgesehen vom WC.
Beim Betreten der Wohnung verstellt eine Wandscheibe die Sicht, führt den Besucher zum Licht und markiert einen Wechsel vom beengten zum offenen Raum.
Betonstufen geben den Weg ins obere Stockwerk entlang roh belassener Stahlbetonwände und -decken vor. Bewusst bleiben grob verputzte Fugen und überflüssige Bohrungen sichtbare Zeugen der vorgegriffenen Planungen des Bauträgers – ein Wechselspiel der Oberflächen mit außergewöhnlich provokanter Aussage. Eine raumhohe Eichenholzbrüstung öffnet das zweigeschossige Treppenhaus und kündigt den Flur an.
WC und Bad liegen den Kinder- bzw. Schlafzimmern gegenüber. Bei gleichbleibender Fläche und in Bezug auf die vorgegebene, dreiteilige Gliederung der Lochfassade, erfordert ein zusätzliches, viertes Zimmer eine unkonventionelle Lösung: Die Räume werden asymmetrisch geteilt, ihre Wände stoßen auf Fensterpfosten. Einbauschränke verbergen sich in frei stehenden Leichtbauwänden. Horizontal wie vertikal integrierte LED-Lichtbänder versorgen die Räume mit indirekter Grundbeleuchtung. Magnetisierte Schiebewände ermöglichen in zwei nebeneinanderliegenden Kinderzimmern gemeinsames Spielen, Lernen, etc. Später können sie für alternative Raumnutzungen (u. a. auch als Küche) ausgebaut werden.
Matte Glasbausteine leiten Sonnenlicht über das Elternzimmer ins innen liegende Bad. Ihre Form, Farbe und Material finden sich als Glasmosaike auf Wänden und Fußboden. Bei entsprechendem Lichteinfall erzeugen ihre Oberflächen besondere Plastizität und spiegeln im Bad die Affinität zum Wasser beeindruckend wider.
„WohnungMK“ thematisiert Komplexität mit Offenheit und lädt spielerisch zur Nutzung ihrer Vielfalt ein.